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Michael Stolz
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Dagmar Fügmann
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Heterogene Traditionen aus Asien, dem Mittleren Osten und Mesopotamien verschmolzen im Alevitentum zu einer eigenständigen Glaubenslehre. Der historische Ursprung des anatolischen Alevitentums liegt im 13. Jahrhundert n.Chr.. Er hängt mit der damals einsetzenden Migrationsbewegung turkmenischer Stämme aus Persien zusammen. Ausgangspunkt des religiösen Selbstverständnisses ist der Glaube an den Einen Gott. Als „heilige Kraft" oder „lebensspendende Energie" wohnt der Schöpfer allem Seienden inne. Das heißt, auch Anhänger nichtalevitischen Glaubens haben Zugang zur Erkenntnis der ihnen innewohnenden Wahrheit („hakikat"). Diese Überzeugung ist von zentraler Bedeutung für das tolerante Verhältnis der Aleviten zu anderen Weltanschauungen
und Religionen.
Nach alevitischer Lehre hat Gott jedem Menschen, unabhängig von Geschlecht oder Religion, besondere Gaben verliehen. Dazu gehört vor allem die Vernunft, weshalb der Mensch selbst für die Führung seines Lebens verantwortlich ist. Das aktive Bemühen um persönliche Vervollkommnung und der Dienst an der Gemeinde sind eine Konsequenz dieses eigenverantwortlichen Lebens. Neben dem Erwerb verstandesmäßigen Wissens soll durch Musik und Bewegung das emotionale Wissen des Körpers zur Entfaltung kommen.
Das gleichberechtigte Geschlechterverhältnis begründet die Möglichkeit, dass auch Frauen religiöse Ämter bekleiden können. Während die männlichen Gemeindeführer „Dede" oder „Baba" genannt werden, haben weibliche Autoritätspersonen die Bezeichnung „Anasultan" oder „Ana Baci" inne. Mit dem arabischen Wort „CEM" wird der wichtigste alevitische Gemeinschaftsritus bezeichnet. Er wird während des Jahres zu bestimmten Zeiten und Anlässen, in Gebetshäusern („Cemevi") unter Führung eines Geistlichen, vollzogen. Rund 20-30 % der türkischen Bevölkerung sind Aleviten türkischer, turkmenischer, kurdischer oder arabischer Herkunft.
Die Bahai-Religion ist eine unabhängige Weltreligion, welche 1844 n.Chr. in Persien gegründet wurde. Ihre Heiligen Schriften bestehen aus einer großen Anzahl von Werken der drei Hauptgestalten des Glaubens:
– Der Bab, als Vorläufer der neuen Religion (1819-1850 n.Chr.)
– Baha'ullah, die prophetische Gründergestalt des Glaubens (1817-1892)
– und sein Sohn Abdul-Baha (1844-1921)
Die Bahai-Religion hat kaum Rituale und kein Priestertum. Ihre Angelegenheiten werden von gewählten lokalen, nationalen und internationalen Gremien verwaltet. Innerhalb der verschiedenen ausführenden Organe der Vereinten Nationen stellt die „Bahai International Community" eine der aktivsten Nichtregierungsorganisationen dar. Im Mittelpunkt der religiösen Lehre stehen drei wesentliche Glaubensaspekte:
Die Einheit Gottes – dass es nur den Einen Gott gibt, der sich wirkend um das Wohlergehen und den Fortschritt der Menschheit kümmert.
Die Einheit der Religionen – dass Gott der Menschheit aufeinander folgende Erzieher sendet, welche die Menschen durch geistige Wahrheiten leiten sowie Gesetze und Verordnungen offenbaren.
Die Einheit der Menschheit – dass alle Menschen aus demselben Stamme erschaffen wurden. Daraus folgt, dass allen Menschen sowohl die gleiche Behandlung als auch die gleichen Möglichkeiten zustehen, um ihr Leben sinnvoll für das Wohl der ganzen Menschheit zu gestalten.
Zu den religiösen Pflichten eines Bahai gehört alle 19 Tage eine Gemeindefeier, eine Fastenperiode von 19 Tagen, die absolute Vermeidung von Alkohol und dreimal täglich ein festgelegtes Gebet. Im Europäischen Haus der Andacht in Hofheim-Langenhain bei Frankfurt/M. finden jeden Sonntag Andachten statt.
Begründet wurde der Buddhismus durch den indischen Fürstensohn Gautama Siddharta (ca. 560-480 v.Chr.), der durch sein Erleuchtungserlebnis zum Buddha (Erleuchteter, Erwachter) wurde. Es ist ein Weg der (Selbst-) Erlösung mit dem Ziel des Nirvana (Erlöschen), des Aufhörens aller Ich-haften Leidenschaften und Begierden, der Vergänglichkeit und Leidhaftigkeit der Existenz sowie des
Kreislaufs der Wiedergeburten. Grundlage sind die „vier edlen Wahrheiten“ von der Leidhaftigkeit des Daseins, von der Entstehung des Leidens, von der Aufhebung des Leidens und vom Weg zur Aufhebung des Leidens.
Durch den „achtteiligen Pfad“ wird die Unwissenheit als Quelle allen Übels überwunden. Der ursprüngliche Theravada-Buddhismus („Lehre der Alten“) war in erster Linie eine Mönchsreligion. In seiner Weiterentwicklung zum Mahayana („Großes Fahrzeug“) öffnete er sich für alle Schichten und integrierte im Vajrayana (Diamantfahrzeug) auch magische und tantrische Elemente.
Das Mahayana kennt zahlreiche Buddhas und Mittlergestalten (Bodhisattvas) und beschreibt das Nirvana als himmlisches Paradies. Die Heilige Schrift des Buddhismus ist der Pali-Kanon, ein umfangreiches Werk aus drei großen Sammlungen (Ordenszucht, Lehrreden des Buddha, philosophische Texte). Der Theravada- oder Hinayana-Buddhismus (Kleines Fahrzeug) ist heute in Burma, Thailand, Sri Lanka, Laos und Kambodscha vertreten; das Mahayana in China, Japan, Korea und Vietnam; das Vajrayand in den Himalaya-Ländern Tibet, Nepal, Bhutan, Sikkim, Ladakh sowie in der Mongolei. In Europa und in den USA sind in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Zentren des Zen und des Tibetischen Buddhismus entstanden.
Das Christentum ist benannt nach Jesus, den Messias (d.h. Christus), einem jüdischen Wanderprediger, der vor rund 2.000 Jahren in Palästina lebte. Christen glauben an den Einen Gott, den Schöpfer und Retter der Welt. Sein ewiges Wort hat sich durch Jesus Christus offenbart, es ist Mensch geworden im Heiligen Geist.
Die Vermittlung dieser Offenbarung geschah durch die Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria. Christliches Bekenntnis zu Gott als dem Drei einen bedeutet: Nicht nur die Einheit ist göttlich, auch die Vielheit hat in Gott selbst ihren inneren Grund. Gott steht über Singular und Plural. Abraham ist auch für Christen der Stammvater des Volkes Gottes und ein Vorbild unerschütterlicher Glaubenstreue. Für Christen gehören der Gehorsam Jesu am Kreuz und die Treue Gottes in der Auferweckung Jesu von den Toten zusammen. Sie sind die Vorwegnahme des Endes der Geschichte und Grund der Hoffnung auf die eschatologische Vollendung des einzelnen Menschen und der ganzen Welt.
Die verbindliche Auslegung der christlichen Botschaft ist in den heiligen Schriften des Alten und Neuen Testamentes vorgegeben. Durch die kirchliche Tradition, den Glaubenssinn des Volkes, die Theologie und das Lehramt werden die Quellen immer wieder neu auf die „Zeichen der Zeit" hin befragt und das bleibend Verbindliche in ihnen wird bestätigt. Die Vergegenwärtigung des Heilsereignisses und die Konstitution der Gemeinde geschehen durch Bibellesung (Wortgottesdienst) und durch die Feier des Herrenmahls (Eucharistiefeier). Die religiöse Praxis erwirklicht sich in der Nachfolge Christi und der Apostel. Sie ruht auf den drei Säulen des Glaubensbekenntnisses des einzelnen, der liturgischen Vergegenwärtigung des Heilsgeheimnisses in der Gemeinschaft sowie den Werken der Nächstenliebe.
Seit Jahrtausenden sind im indischen Subkontinent Traditionen und Bewegungen entstanden. Sie werden unter dem Namen „Hinduismus" zusammengefasst, vertreten jedoch unterschiedliche Lehren über Gott, Welt und Erlösung. Die für die Hindu-Religionen charakteristische, schier unendliche Zahl von Götterdarstellungen sind der Veränderung und somit dem Gesetz der Wiedergeburt unterworfen. Sie gehören dem Bereich der Illusion (maya) an und sind Ausdruck der Relativität der diesseitigen Welt.
Zu den drei monotheistischen Hochreligionen des Hinduismus zählen der Vishnuismus, Shivaismus und Shaktismus. Das „brahman" gilt als Urgrund des Kosmos und höchstes, absolutes Wesen. Der „atman" ist Urgrund der individuellen Seele. Ziel der Gläubigen ist die Erlösung durch Rückführung aller Vielfalt in die ursprüngliche Einheit.
Aus heutiger Sicht gilt vielerorts als Hindu, wer an das Gesetz des Karma (Gesetz der Vergeltung), das Gesetz der Wiedergeburt, an Avartas (das sind göttliche Inkarnationen wie Rama oder Krishna), an Ahnenverehrung, an den Varnashrama-Dharma (das sind die vier Klassen des Kastenwesens und die vier Lebensstadien), die Offenbarungsschriften der Veden und an die Existenz Gottes glaubt und diesen Glauben praktiziert.
Wenn Hindus ihre Religion bezeichnen, benutzen sie meist den traditionsreichen Begriff „Dharma", der nicht nur Religion, sondern auch Philosophie und Tradition, das soziale System und die gesamte Lebenswelt mit ihren Gesetzen und Pflichten, Rechten und Sitten umfasst.
Der Islam ist eine monotheistische Religion, die sich an alle Menschen richtet, gleich welcher Nationalität oder Rasse. Sie lehrt, dass Gott Eins ist, er ist allmächtig und allwissend. Er ist der ewige Gott, der Himmel und Erde und jede Existenz geschaffen hat. Das arabische Wort islam leitet sich ab von „aslim", das heißt: Sei ergeben! Muslimûn ist der Gottergebene.
Die islamische Zeitrechnung beginnt 622 n.Chr., dem Jahr der Auswanderung des Propheten Muhammed nach Medina. Der Islam basiert auf zwei Hauptquellen. Der Koran enthält die geoffenbarte Botschaft, die dem Propheten Muhammed durch den Erzengel Gabriel überbracht worden war. Die Sunna ist die beispielhafte Lebensweise des Propheten. Sie wurde in Form von Hadithen (schriftlichen Berichten) überliefert. Zudem stützt sich der Glaube auf fünf Säulen. Dies sind Pflichten, die jede/r Gläubige zu erfüllen hat: Das Glaubensbekenntnis, das tägliche fünfmalige Gebet, die Almosensteuer, das Fasten im Monat Ramadan und die Pilgerfahrt nach Mekka. Der Glaube an Gottes Engel und Propheten, an die Auferstehung am Jüngsten Tag und an das ewige Leben ist ebenso essentiell.
Der islamischen Lehre zufolge ist der Mensch mit freiem Willen erschaffen und mit der Fähigkeit, entsprechend zu denken, zu wählen und zu entscheiden. Deshalb ist er moralisch verantwortlich für sein Handeln. Als wichtigste Glaubensrichtungen gibt es die Sunniten (rund 80 %) und die Schiiten.
Das Judentum gründet in dem Glauben an den Einen Gott, der das Volk Israel aus ägyptischer Knechtschaft befreit hat – unter Führung des Mose, durch den die Israeliten am Berg Sinai Gottes Gebote, die Tora erhalten haben. Der Treuezusage Gottes entspricht die Bundesverpflichtung des Volkes. Bund und Gehorsam, Glaube und Gesetz, gehören nach jüdischem Selbstverständnis zusammen.
Nach traditioneller Anschauung beginnt die jüdische Zeitrechnung mit Erschaffung der Welt im Jahr 3.760 v.Chr. Die jüdischen „Schriften der Heiligkeit" reichen in ihren ältesten Teilen bis in das 10. vorchristliche Jahrhundert zurück. Abraham gilt als Stammvater des monotheistischen Glaubens. Aber erst nach der Zerstörung des Tempels, im babylonischen Exil und während der persischen Oberhoheit begann das Judentum als „Buchreligion" im eigentlichen Sinne Gestalt anzunehmen.
Die jüdische Überlieferung gründet auf der Überzeugung, dass die Offenbarung Gottes am Sinai einen zweipoligen Prozess in Gang gesetzt hat. Neben der grundlegenden Bedeutung der schriftlichen Tora kommt der mündlichen Tora die Aufgabe zu, die Forderungen der 613 Gebote und Verbote in Beziehung zu setzen zur alltäglichen Erfahrung sich verändernder konkreter Lebensumstände. Der babylonische Talmud ist einer der Basistexte der mündlichen Tora und vorrangiger Lehrstoff. Das lebenslange Lernen („limmud") gehört zu den höchsten religiösen Werten des gläubigen Judentums. Der Sabbat als Ruhetag ruft zwei Dinge in Erinnerung: die Schöpfung der Welt und den Auszug aus Ägypten. Das deutet hin auf die Verantwortung des Menschen für die Erde und setzt dem Recht, andere Menschen auszunutzen und zu versklaven, Grenzen.
Der Sikhismus gründet in dem Glauben an den einen Gott. Er ist eine eigenständige Religion, die auf ihren Stifter, Guru Nanak Dev Ji (1469 bis 1539 n.Chr.), zurückgeht. In Talwandi, dem heutigen Nankana Sahib/ Pakistan, geboren, erschloss sich dem Mystiker Nanak im Jahr 1499 n.Chr. die Dimension des Göttlichen. Er verschenkte seinen Besitz und zog als Wanderprediger durch das Land.
Das Bekenntnis der Sikhs lautet:
Ik Onkar - Nur ein Gott
Sat Nam - Sein Name ist Wahrheit
Karta purakh - Er ist der Schöpfer
Nirbhau - Er ist ohne Furcht
Nirvair - Er kennt keine Feindschaft
Akal murat - Er ist unsterblich
Ajuni - Er ist ohne Geburt
Saibhang - Er existiert aus sich selbst
Gurparsad - Er offenbart sich durch den wahren Guru.
„Sikh" heißt: Schüler. Die männlichen Glaubensanhänger erkennt man in der Regel an ihrem kunstvoll gebundenen Turban. Der Sikhismus beruft sich auf zehn spirituelle Lehrer – von Guru
Nanak bis Guru Gobind Singh (1666 bis 1708 n.Chr.). Seither wird das „Ursprüngliche Buch" (Adi granth) als schriftlich niedergelegte Lehrweisung angesehen. Sikhs leben vorwiegend im indischen Bundesstaat Punjab. Dort, in Amritsar, steht der berühmte Goldene Tempel (Hari Mandir), das Heiligtum der Sikhs.
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